Ein Interview mit Brigitte Zehethofer
Brigitte ist Yogalehrerin aus Leidenschaft und bietet Kurse, Workshops und sogar Retreats an.
Wie lange praktizierst Du schon Yoga?
Seit den 90er Jahren.
Machst Du selbst jeden Tag Yoga?
Ja, mal nehme ich mehr Zeit, mal weniger. Wenn ich krank bin dann nicht, bin ich aber sehr selten.
Wie bist du zum Yoga gekommen? Was hat Dich daran fasziniert?
Ich hatte mich seit 1984 mit Homoöpathie, Shiatsu, Zen-Buddhismus, etc. beschäftigt. Ich war mehrere Wochen ganz abgeschieden in einem Zen-Kloster im Westen von Japan einquartiert. Zum meditieren, zum Sesshin, es war tiefgreifend grossartig.
Und irgendwann dann war ich mit dem Buddhismus und dem Zen-Buddhismus an ein Ende gekommen. Mir fehlte die Lebenspraxis im Buddhismus, das lebendig Gelebte. Eine Freundin hatte dann von Yoga erzählt, sie kannte es von ihrer Mutter, eine „Grüne/Alternative(Hippie)“, wie man dazumal in Österreich sagte. Sie zeigte mir eine Übung die bei Halsschmerzen hilft: Simhasana, Löwe – das hat mich begeistert.
Damals gab es kein Internet und eigentlich hat sich niemand für Yoga interessiert. Yogaschulen gab es nur in sehr großen Städten und dort auch nur als Pioniere*innen Arbeit. Mich hat die Weisheitslehre Yoga, das geistige Potential, das Tun und Seinlassen, und das Heilungspotential, mental und körperlich, interessiert.
Hast Du eine spezielle Ausbildung?
Ja, mehrere Ausbildungen in Yoga, Hatha, Integraler Yoga, Vinyasa Yoga und auch mehrere Ausbildungen für Yoga für Krebs- und Herzerkrankte, für Menschen mit orthopädischen Bewegungs-Problemen, bei Atemschwierigkeiten, etc.
Ich bin studierte Kommunikationswissenschaftlerin. Entspannungspädagogin, zertif. Yogalehrerin (ZPP zertifiziert), Stressmanagement Coach, Rückenschullehrerin, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Wingwave®Coach, Spiraldnyamik Basic Fachfrau, Dozentin für Yogalehrer*innen Ausbildung. Alle stattlich geprüft und anerkannt.
Was bedeutet Yoga für Dich persönlich?
Das ist die Basis für alles. Sehr klug, sehr weise und alltagstauglich. Für mich ist Yoga Heimat.
Warum hast du dich entschieden, Yoga zu unterrichten?
Zuerst wusste ich gar nicht, dass man vom Yoga Leben kann und darf. Und dann kam das mit dem Unterrichten Stück für Stück. Es war ein mittellanger Weg bis ich wirklich davon leben konnte. Und so kitschig es klingt, es ist eine Berufung. Ich wollte, dass das, was ich sehr gerne tue, nicht nebenbei laufen muss.
Es sollte mitten im Zentrum meines Lebens stehen. Dann kann ich strahlen, etwas Gutes in die Welt bringen, was Sinn und Freude macht. Etwas was der Evolution dient.
Gibt es eine Yoga-Richtung, auf die Du Dich spezialisiert hat? Wenn ja, welche und erkläre sie bitte kurz und warum gerade diese?
Alle Yoga Stile und Richtungen (Asthanga, Power, Kundalini, Jivamutki, Iyengar, etc.) habe ich ausprobiert.
Hatha, Yoga, Integraler Yoga, Vinyasa, Sukshma Vyama praktiziere und unterrichte ich.
Was macht für dich persönlich ein gutes Yogastudio/einen guten Yogalehrer aus?
Yogaschule:
Freundlichkeit den Schüler*innen gegenüber, klare Absprachen, Sauberkeit, gute Lehrer*innen.
Yogalehrer*innen:
Viel selbst praktizieren und weiter machen, dazu lernen, viel know how, Freundlichkeit – Menschenliebe, Verlässlichkeit, selber das leben was man erzählt, zeigt und wie man sich verhält, mit allen Ecken und Kanten, Humor.
Wo liegen für Dich die Vorteile beim Yoga gegenüber anderer Entspannungstechniken?
Die Frage kann so nicht beantwortet werden. Denn Yoga ist nicht nur Entspannung!
Z.B. kommt das Autogene Training aus dem Yoga Nidra. Jede*r braucht etwas anderes und hat einen anderen Zugang, wer nur AT macht, weil er sich anderwertig viel bewegt, dann ist das doch auch OK.
Welche ist Deine Lieblings-Yoga-Übung? Warum machst Du sie so gerne?
Ich habe keine Lieblingsübung.
Allen Asanas kann ich etwas abgewinnen. Den einen weil sie leicht sind, den anderen weil ich mich bemühen muss, da sie schwerer sind. Pranayama- Atemübungen mag ich sehr gerne, verschiedene Meditationen sind toll, die Chöd Übung bei Angst ist klasse, Harmonium spielen ist schön, Chanten befreit, Mudras machen Freude.
Ich habe mal gehört, die „Stellung des Kindes“ soll schnell helfen, das zentrale Nervensystem zu beruhigen. Stimmt das und wenn ja, warum ist das so? Kannst Du das etwas erläutern?
Im präfrontalen Kortex, der größte Teil der Gehirnrinde vorne an der Stirn, verarbeiten wir komplexe Abläufe und Handlungen, Motivation, Denken, Wahrnehmung, u.a. auch Verarbeiten von Eindrücken und Emotionen (da sind auch die beiden die Amygdala, die beiden Hippocampus beteiligt).
Auch sich nach vorne zu beugen und den Rücken zu entspannen und dabei wenig zu sehen hilft, sich zu beruhigen.
Gibt es für Dich die „perfekte Yogastunde“? Und wenn ja, wie sähe sie aus?
Nix ist perfekt, nichts, gar nichts und das ist genau gut so. Nichts und niemand muss oder soll perfekt sein. Die fehlgeleitete Idee nach Perfektion zu streben hat nichts mit Yoga zu tun.
Im Yoga geht es um Erkunden, Klarheit, Verstehen, um Zufriedenheit, glücklich sein, Schritt für Schritt, es geht um pures Sein, das durchdrungen ist von Verwirklichung. Getragen von der Idee frei zu sein von emotionalem Schmerz, Blockaden, Illusionen und Einsamkeit. Eine Hinwendung zum ALL-SEIN.
Aus diesen Wurzeln wachsen starke Bäume, aus diesem fundamentalen Verständnis der Quelltexte des Yoga und seiner Tradition entsteht ein Glück und ein Strahlen von innen. In diesem Sinne lebe und lehre ich Yoga.
Was würdest Du Dir in Bezug auf Yoga wünschen? (z. B. das noch mehr Menschen Yoga praktizieren, dass es bereits in der Schule/Kindergarten unterrichtet wird….)
Wenn wir hier nicht von Neo-Yoga sprechen, würde ich sagen, jede*r der auf der Suche ist, sollte Yoga einmal probieren.
Wenn man Neo-Yoga macht kann man auch Fitness machen oder Crossfit oder Krafttraining oder „Aerobic“ (falls es das noch gibt) – da steht einfach die Fitness im Vordergrund und das hat nichts mit Yoga und seinen tiefen Wurzeln „zu Dir finden“ zu tun.
Und in der Schule, Kindergarten sollten Fächer wie „Körperbewusstsein“ oder „Mentale Verbindung von Gedanken und Auswirkungen auf deine Gesundheit“ unterrichtet werden. Natürlich mit griffigeren Namen (hihi).
Was machst Du, wenn Du total gestresst bist und gerade kein Yoga machen kannst?
Ich bin eigentlich nie total gestresst. Wenn sehr viel auf mich zukommt, fange ich das, was zum totalen Stress führt, vorher ab.
Teile z.B. viel Arbeit in kleine Einheiten, setze Prioritäten, mache Pausen, schlafe viel, gönne mir eine Massage, gehe regelmäßig mit Freude in eine Therme für einen Nachmittag, massiere meinem Mann die Füße (der freut sich seit 20 Jahren darüber), male, etc.
Wie hat sich Deiner Meinung nach die Pandemie und die damit verbundenen Stundenausfälle auf Dich und Deine Teilnehmer ausgewirkt?
Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und habe online im Live Stream unterrichtet. Sehr viele meiner Schüler*innen sind einfach dabei geblieben. Das hat ihnen und mir sehr gut getan. Sie haben den Wert, von Yogapraxis, besonders während der Lockdowns, sehr zu schätzen gewusst.
Finanziell ist es, trotz der stattlichen Hilfen, ein immenser Einbruch. Auch jetzt, Sept. 2022 ist noch kein stabiler Zustand erreicht. Viele Yogastudios kämpfen um ihre Kunden*innen. Durch die „Ukraine“ Krise wird auch sehr genau überlegt, wo Geld ausgegeben wird.
Da ich selbständig Yoga Präventionskurse unterrichte und eine gute Reichweite habe, klappt das ganz gut. Und natürlich auch, dass ich mehrere YOGA Standbeine habe, bei Yogalehrer*innen Ausbildungen unterrichte, ab und an einen Firmen Workshop abhalte, als HPP tätig bin, etc.
Du bist nicht nur Yoga-Lehrerin, sondern auch als HPP, Yogatherapeutin tätig. Wie hängen diese beiden Berufe für Dich zusammen und hast Du die Möglichkeit, beides miteinander zu verknüpfen?
Das Wissen aus dem Yoga, den Quelltexten, die Schriften und Lehren von Krishnamacharya und seinen Schüler*innen helfen sehr, die mentalen und körperlichen Probleme des Menschen im 21. Jhdt. Zu verstehen.
Ganzheitlichkeit und viel Erfahrung plus Wissen, das zu verknüpfen ist hilfreich. Weißt Du, bei Hüftschmerzen, nicht einfach nur die Hüfte anschauen, sondern dass Knie/wie geht jemand/wie steht die Person UND wie lebt sie/sitzt sie viel/macht sich Bewegung/welchen Glaubenssätzen hängt sie an/weiß die Person, dass der Mensch für Bewegung gemacht ist?
Was ist Dein Lieblingszitat?
Es gibt immer Möglichkeiten durch jede Krise.
Schau gern auf Brigittes Facebook-Profil oder Facebook-Seite vorbei. Und hier gelangst Du zu Ihre Webseite.
Tolle Frau mit einem breiten Wissen und immer fröhlich!!
Super Interview !!! 🙌👍
Vielen Dank, es hat auch viel Spaß gemacht mit Brigitte!