Ein Interview mit Esther Wilkening
Esther Wilkening ist im Coaching-Bereich tätig, gibt Kurse für Autogenes Training und ist Dozentin für Entspannungspädagogik am MIFW (Mitteldeutsches Institut für Weiterbildung) sowie Coaching an der VHS Dresden.
Mit welcher Entspannungstechnik kamst Du als erstes in Kontakt?
Das Autogene Training ist mir erstmalig 1997 begegnet. Ich habe damals in Berlin als Krankenschwester auf einer Station für Psychotherapie gearbeitet, dort hatte AT im Therapiespektrum einen sehr hohen Stellenwert.
Wie lange praktizierst Du schon Autogenes Training?
Seit genau dieser Zeit: 1997 – also seit 25 Jahren.
Machst Du selbst jeden Tag AT?
Nein, nicht jeden Tag, aber immer wenn es passt, z. B. vor dem Schlafen oder ich verbinde es mit einer Meditation. Es fließt quasi automatisch in den Alltag mit ein, ich muss nur noch an Schwere, Wärme usw. denken, um den Effekt zu spüren.
Wie bist Du dazu gekommen, dass Du Entspannungspädagogin werden wolltest? Was hat Dich daran fasziniert?
Ich habe damals in einer Tagesklinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie-und psychotherapie gearbeitet und nach Strategien gesucht, mit denen Kinder sich selbstwirksam entspannen können. Daraufhin habe ich die komplette Ausbildung gemacht und dort Entspannungsgruppen für jüngere Kinder und Jugendliche etabliert.
Hast Du eine spezielle Ausbildung?
Ja, ich bin Entspannungspädagogin, also Kursleiterin für AT, PMR, Stressbewältigung und Kinder- und Jugend-Entspannungstrainerin.
Was bedeutet Entspannung für Dich persönlich?
Entspannung bedeutet für mich, ganz bewusst bei mir selbst anzukommen. Das merke ich daran, dass die Gedanken zur Ruhe kommen und sich die Muskulatur spürbar entspannt.
Warum hast Du Dich entschieden, als Dozentin unterwegs zu sein?
Ich bin danach gefragt worden. Anfangs war ich mir damit unsicher, aber mich reizen eben vor allem die Dinge, bei denen ich aus meiner Komfortzone herausgehen darf. Ich mache das jetzt seit ca. 5 Jahren.
Was macht für Dich einen guten Entspannungslehrer aus?
Eine Frage, die ich übrigens auch gerne stelle, wenn ich mit angehenden Entspannungspädagogen spreche. Für mich ist es an erster Stelle Authentizität – er oder sie sollte echt sein und das Vermittelte auch selbst leben. Wichtig ist mir auch, mein Gegenüber nicht ändern zu wollen, sondern jeden so sein lassen zu können, mit allem, was gerade ist.
Was ist Deiner Erfahrung nach der größte Effekt, wenn die Leute regelmäßig AT/PM praktizieren?
Selbstregulation und damit einhergehend auch eine Steigerung des Selbstwertgefühls. Die Teilnehmer:innen in den AT-Kursen sind oft sehr dankbar, etwas Greifbares an der Hand zu haben, um ihre Grundanspannung zu regulieren. Das bemerken auch die Menschen aus dem näheren Umfeld, denen dann oft eine größere Gelassenheit auffällt.
Welches ist Deine Lieblings-Entspannungstechnik?
Yoga und Meditation. Ich praktiziere beides täglich, am liebsten morgens.
Betrifft AT: Welches ist Deine Lieblingsformel und warum?
Die Ruheformel, weil sie alles beinhalten kann, was ich mit Ruhe und Entspannung verbinde.
Gibt es für Dich die „perfekte Entspannungsstunde“? Und wenn ja, wie sähe sie aus?
Für mich ist es eine perfekte Stunde, wenn es innerhalb der Gruppe einen guten und regen Austausch gibt und sich die Teilnehmenden untereinander mit dem Erlernten unterstützen und motivieren.
Was würdest Du Dir in Bezug auf Entspannung wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass Entspannung eine Art Mainstream werden würde: jeder hat seine Tools und man tauscht sich locker darüber aus. Es wäre toll, wenn es schon so früh wie möglich unterrichtet werden würde. Gerade Kinder nehmen spielerisch aufbereitete Entspannung gut und dankbar an. Ich habe vor Längerem einen Kurs in einer Grundschule gegeben, was mir eine wirkliche Freude war.
Wie hat sich Deiner Meinung nach die Pandemie auf die Menschen ausgewirkt? Glaubst Du, das Stressempfinden hat stark zugenommen?
Ja, natürlich. Vielen Menschen schlagen die letzten 2 Jahre sehr aufs Gemüt. Was nach dem ersten Jahr noch gut kompensiert werden konnte, wird jetzt nach der langen Zeit immer schwieriger. Trotzdem ist auch hier die Chance, sich neu auszurichten: was möchte ich so weiterführen wie davor und an welchen Stellen will ich in die Veränderung gehen?
Was ist Dein Lieblingszitat?
Das ist von C. G. Jung: „Wer nach außen schaut, träumt, wer nach innen schaut, erwacht.“
Bietest Du aktuell etwas Neues an, woran arbeitest Du gerade?
In diesem Jahr gibt es tatsächlich neue Angebote. An der VHS Dresden gebe ich 2 Workshops zu Emotionsmanagement mit der Klopfmethode, einmal als Zusatz-Tool für Coaches, aber auch für die Anwendung im Beruf.
Außerdem bin ich als Referentin an der HiPP Hebammenakademie mit einer Veranstaltungsreihe in mehreren Städten zum Thema: Entspannt sein – eigene Ressourcen entdecken.
Esther ist auch bei Instagram unterwegs und wenn Dir das Interview gefallen hat, dann folge ihr gerne auch.